Herzdruckmassage
Wenn ein Mensch plötzlich zusammenbricht und nicht normal atmet, steht der Blutkreislauf innerhalb weniger Sekunden still. Das Gehirn und andere lebenswichtige Organe erhalten keinen Sauerstoff mehr und verlieren sehr schnell ihre Funktion. Die Herzdruckmassage übernimmt in diesem Moment die Aufgabe des Herzens und hält den Blutfluss künstlich aufrecht. Sie ist damit eine der wirksamsten Maßnahmen, die ein Mensch außerhalb einer Klinik erhalten kann.
Viele Betroffene benötigen in den ersten Minuten noch keinen Schock eines AED Systems. Alle benötigen jedoch sofort kräftige und regelmäßige Kompressionen. Sie schützen das Gehirn, stabilisieren den Herzmuskel und ermöglichen es überhaupt erst, dass ein späterer Schock wirksam werden kann. Jede Sekunde ohne Herzdruckmassage senkt die Überlebenschance. Jede Sekunde mit Herzdruckmassage verbessert sie.1
Die Wirkung der Herzdruckmassage lässt sich in drei zentralen Punkten zusammenfassen.
Warum die Herzdruckmassage so wirksam ist
1. Die Herzdruckmassage pumpt Blut ins Gehirn
Mit jeder Kompression wird Blut durch den Körper transportiert. Diese künstliche Zirkulation hilft, das Gehirn und andere lebenswichtige Organe zu durchbluten und damit zu erhalten. Ohne diese Unterstützung kommt es bereits nach wenigen Minuten zu schweren und oft bleibenden Schäden.
2. Die Herzdruckmassage unterstützt den Bluttransport durch das Herz
Während eines Kreislaufstillstands steht der natürliche Pumpmechanismus des Herzens still. Ein Schock eines AED betäubt die elektrische Störung, stellt den Herzschlag aber nicht sofort wieder her. Die Herzdruckmassage fördert in dieser Zeit den Blutfluss insbesondere in die Herzkranzgefäße. Dadurch wird der Herzmuskel mit Sauerstoff versorgt und das Risiko von Folgeschäden verringert.
3. Die Herzdruckmassage entlastet das vergrößerte Herz
Nach etwa vier Minuten ohne Kompressionen hören die Arterien auf zu arbeiten, während die Venen weiterhin Blut zum Herzen transportieren. Das Herz vergrößert sich dadurch deutlich, wodurch ein Schock unwirksam werden kann. Die Herzdruckmassage transportiert das angestaute Blut aus dem Herzen heraus, reduziert dessen Volumen und schafft die Voraussetzung dafür, dass ein Schock wieder Wirkung zeigen kann.
Woran erkennbar ist, dass eine Herzdruckmassage notwendig ist
Eine Herzdruckmassage ist erforderlich, wenn die betroffene Person
- nicht reagiert
- nicht normal atmet
Schnappatmung oder einzelne unregelmäßige Atemzüge gelten ebenfalls als nicht normal und sind typische Zeichen eines Kreislaufstillstands. Im Zweifel gilt immer: beginnen ist besser als zögern.1
Wie die Herzdruckmassage richtig durchgeführt wird
Die Technik ist klar definiert und kann von jeder Person angewendet werden.
- Die Herzdruckmassage ist auf einem festen, harten Untergrund am wirksamsten - z.B. Fußboden
- Beide Hände werden übereinandergelegt.
- Der Handballen wird in der Mitte des Brustkorbs aufgesetzt.
- Die Arme bleiben gestreckt, die Schultern stehen senkrecht darüber. Eigenes Körpergewicht nutzen.
- Dann wird kräftig und zügig nach unten gedrückt.
- Die Drucktiefe beträgt etwa fünf bis sechs Zentimeter.1
- Das Tempo liegt bei etwa einhundert bis einhundertzwanzig Kompressionen pro Minute.1
- Nach jeder Kompression muss der Brustkorb vollständig entlastet werden.1
- Die Herzdruckmassage sollte möglichst nicht unterbrochen werden.1
Liegt die Person auf einer weichen Unterlage, beispielsweise einem Bett, muss tiefer gedrückt werden. Die Unterlage gibt nach und reduziert den Kraftanteil, der tatsächlich beim Brustkorb ankommt. Wenn möglich, sollte die Person auf eine harte Unterlage gebracht werden, zum Beispiel auf den Boden, damit die Herzdruckmassage wirkungsvoller ist.
Der Brustkorb soll sich sichtbar bewegen. Genau aus dieser Bewegung entsteht der lebenswichtige Blutfluss.
Beatmung nur bei sicherer Anwendung
Wer Beatmung sicher beherrscht, verwendet das Verhältnis dreißig Kompressionen und zwei Beatmungen.1
Wenn dies nicht möglich ist oder Unsicherheit besteht, reicht durchgehendes Drücken vollkommen aus.
Entscheidend ist, dass die Herzdruckmassage nicht länger als unbedingt nötig unterbrochen wird.1
Unterstützung durch die Leitstelle
Die Notrufnummer 112 bietet sofortige Anleitung. Die Mitarbeitenden der Leitstelle erkennen anhand der geschilderten Situation, ob ein Kreislaufstillstand vorliegen könnte, und führen Schritt für Schritt durch die Herzdruckmassage. Es ist hilfreich, das Telefon auf Lautsprecher zu stellen und den Anweisungen zu folgen.
Beatmung nur bei sicherer Anwendung
Wer Beatmung sicher beherrscht, verwendet das Verhältnis dreißig Kompressionen und zwei Beatmungen.1
Wenn dies nicht möglich ist oder Unsicherheit besteht, reicht durchgehendes Drücken vollkommen aus.
Entscheidend ist, dass die Herzdruckmassage nicht länger als unbedingt nötig unterbrochen wird.1
❤ Wie ein AED die Herzdruckmassage ergänzt
Ein AED kommt ergänzend zur Herzdruckmassage zum Einsatz. Während eine Person das Gerät holt, wird weitergedrückt. Nur während der Analyse und einer möglichen Schockabgabe wird kurz pausiert. Direkt danach wird mit den Kompressionen fortgefahren.
Ein AED ersetzt die Herzdruckmassage nicht. Beide Maßnahmen wirken gemeinsam und erhöhen die Überlebenschance deutlich.1
Besonderheiten bei Kindern
Bei Kindern gelten einige Unterschiede in der Anwendung. Dennoch bleibt die wichtigste Botschaft bestehen: Herzdruckmassage rettet Leben.
Ein kurzer Überblick:
- drücken mit einer oder zwei Händen je nach Größe des Kindes
- Drucktiefe etwa ein Drittel der Brustkorbhöhe
- größere Bedeutung der Anfangsbeatmungen
Detailliertere Informationen zum Thema gibt es im Wissensartikel ❤Kinderreanimation.
Warum Übung Sicherheit schafft
Niemand muss perfekt sein, um helfen zu können. Doch wer die Handgriffe einmal praktisch geübt hat, fühlt sich im Ernstfall sicherer. Schulungen vermitteln dieses Gefühl von Orientierung und geben die nötige Ruhe, um im entscheidenden Moment handeln zu können.